Erst mit dem Buch "Der Pferdeflüsterer" von Nicholas Evans und der anschliessenden Verfilmung mit Robert Redford wurden brutale und tierquälerische Ausbildungsmethoden und die Alternativen breiten Bevölkerungsschichten bekannt.
"Seit jenem weit in der Steinzeit zurück liegenden Augenblick, als dem ersten Pferd ein Halfter angelegt wurde, gab es unter den Menschen einige wenige, die um diese Furcht wussten. Sie konnten in die Seele der Tiere schauen und ihren Schmerz lindern. Oft hielt man sie für Zauberer, und vielleicht waren sie das auch.“ (Nicholas Evans, Der Pferdeflüsterer)
Besonders bekannt wurde die nordamerikanische Horsemen nicht hauptsächlich durch bahnbrechende Reitlehren, sondern vor allem durch ihre Konzepte und Erfolge zum Anreiten von Jungpferden und zur Korrektur sogenannter „Problempferde“ bzw. von Pferdeproblemen – insbesondere im Kontrast zur vorher üblichen Ausbildung durch Brechen, einer früher weit verbreiteten Methode. Dabei wird vor Beginn einer Ausbildung (bzw. beim ersten Satteln) eine Unterordnung erzwungen, indem das Jungpferd beispielsweise an einem stabilen Pfosten gebunden und teilweise zusätzlich gefesselt so lange voller Panik gegen den Menschen (bzw. die Fesseln) kämpfte, bis es sich im Zustand totaler psychischer und physischer Erschöpfung anschließend völlig unterordnete. Aber auch in der europäischen gab es ähnliche auf Unterwerfung mit Hilfe entsprechender Zwangsmittel basierenden Ausbildungsmethoden.
Tom Dorrance (1910-2003) und Ray Hunt (1929-2009) gelten als die Urväter der auf pferdepsychologischen Erkenntnissen beruhenden schonenderen Pferdeausbildung in den USA. Sein Buch "Think Harmony with Horses" erschien bereits 1978 und bildet neben den Veröffentlichungen von Tom Dorrance den Hintergrund für zahlreiche weitere Bücher und ausgearbeitete Ausbildungskonzepte in den USA und Europa. Leider sind sie nur in den ursprünglichen Fassungen als gering strukturierte Fliesstexte bzw. Mitschnitte verfügbar. Vieles wurde später von Pat Parelli (USA) weiterentwickelt und weltweit unter dem Namen „natural horsemanship“ als von seinen Firmen umfassend geschütztes und lizensiertes Ausbildungssystem für Pferde etabliert. Es beruht auf seinen Erkenntnissen zur Kommunikation innerhalb einer Pferdeherde, die er in Form der „Sieben Spiele“ zur Kommunikationskonzept zwischen Menschen und Pferden weiterentwickelte. Der ehemalige Rodeoreiter war einer der ersten, der sich mit seinem Programm und Namen an eine breite Öffentlichkeit wandte und Trainingsprogramme als Marke etablierte. Parellis Natural Horsemanship agiert mittlerweile weltweit, bildet Trainer aus, publiziert Bücher, Videos und große Mengen Fan- und Arbeitsprodukte.
Monty Roberts (USA), wurde international bekannt, nachdem ihn die englische Königin 1989 in ihren Reitstall eingeladen hat, um dort seine Trainingsmethoden des „Join up“ vorzustellen. Seine beiden Bücher „Der mit den Pferden spricht“ (1997) und „Shy Boy – Gespräche mit einem Mustang“ (1998) wurden internationale Bestseller. Er tourte mit einem umfangreiches Vortrags- und Showprogramm durch die globale Pferdezene. Im deutschsprachigen Raum veröffentlichten Klaus Ferdinand Hempfling und Fred Rai ab den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts umfangreiche Bücher und Artikel zur Pferdepsychologie und zu angeblich oder tatsächlich pferdeschonenden Ausbildungsmethoden und Reitweisen, die damals zu intensiven Debatten in der Pferdeszene und zu teilweise vehementer Ablehnung durch die traditionelle Sportreiterszene führten.
Wissenschaftliche Überprüfungen selten, manche Ansätze überholt
Unabhängige wissenschaftliche Studien der Verhaltensforschung zu einzelnen Trainingsansätzen sind sehr selten. Insbesondere die Schlussfolgerungen und Bewertungen von Methoden, die auf einem "Scheuchen" des Pferdes in geschlossenen Räumen (Kleine Hallen, Roundpen) basieren, werden von verhaltensbiologischen Studien (K. Krüger) eher in Frage gestellt. Die Methode übt ohne Frage hohen psychischen Druck auf das Pferd aus und es gibt keinen Grund, warum mit jungen und / oder "schwierigen" Pferden derart schnell eskalierend gearbeitet werden muss. Bei anderen ist das ganze Verfahren eher sinnlos, da sie sich einer echten menschlichen Führungspersönlichkeit ohnehin anschließen, auch ohne das entsprechende "Programm".
Originalstudie: K. Krueger: Behaviour of horses in the "round pen technique" Appl. In: Anim. Behav. Sci. 104, 2007, S. 162–170.
(co)